Auf Wiedersehen, Herr Makeiev!

Wie mehrere Medien in den vergangenen Tagen übereinstimmend berichteten, hat sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dazu entschieden, den aktuellen ukrainischen Botschafter in Deutschland abzuberufen.

Auch wenn eine offizielle Bestätigung noch aussteht, so spricht das seit Tagen anhaltende Schweigen doch Bände. Genauso wie die subtilen Interaktionen des Botschafters und seiner Mitarbeiter in den sozialen Medien. Damit wäre für Oleksii Makeiev nach über zwei Jahren in Deutschland überraschend Schluss!

Erst am 17. Oktober 2022 trat der in Kyjiw geborene Diplomat seinen Posten an und machte seitdem zumindest meiner Meinung nach eine tolle Figur und das nicht nur dank seines ausgeprägten und teilweise gewöhnungsbedürftigen Modegeschmacks.

In seiner Amtszeit verbesserte er die deutsch-ukrainischen Beziehungen spürbar, während die Bundesregierung einige bisher eiserne rote Linien fallen ließ.

So entschied man sich beispielsweise nur wenige Monate nach seinem Amtsantritt, moderne Schützen- und Kampfpanzer erstmals direkt an die Ukraine zu liefern und dem von ihm wiederholt kritisierten Ringtauschprogramm immer weniger Bedeutung beizumessen.

Die ukrainische Luftverteidigung wäre heute nicht einmal ansatzweise dort, wo sie jetzt steht, wenn es Deutschlands Lieferungen von sowohl modernsten als auch hocheffektiven Luftverteidigungssystemen nicht geben würde. Kein anderes Land auf der Welt leistet in diesem Bereich mehr als wir.

A German-supplied Gepard SPAAG in a field during the Ukrainian winterImage: Presidential Brigade
Ein von Deutschland gelieferter Flugabwehrkanonenpanzer Gepard im Dienst der ukrainischen Präsidialbrigade | Winter 2023/2024

Aber auch in anderen Bereichen wie bei gepanzerten Gefechtsfahrzeugen, Artillerie und mehr brauch sich Deutschland inzwischen nicht mehr zu verstecken, obwohl sich natürlich alle – auch der Botschafter – einig sind, dass es noch einiges an Verbesserungspotenzial gibt.

Mit FFG, Rheinmetall und Quantum Systems stellt die deutsche Verteidigungsindustrie meines Wissens nach weltweit die meisten Firmen, welche direkt in der Ukraine Kapazitäten aufbauen oder bereits aufgebaut haben, während auch die deutsche Wirtschaft die deutsch-ukrainischen Handelsbeziehungen und Investitionen vor Ort immer weiter ausbaut.

Städtepartnerschaften wiederum sind ein wichtiger Bestandteil der humanitären Unterstützung der Ukraine. Hier gab es ebenfalls deutliche Fortschritte. So haben in den vergangenen zwei Jahren etwa Städte wie Dresden, Potsdam, Stuttgart, Trier und Weimar neue Partnerschaften geschlossen, um die ukrainische Bevölkerung zu unterstützen.

Oleksii Makeiev und sein Team haben auf ukrainischer Seite einen großen Anteil an diesen Erfolgen.

Zwar werfen ihm Kritiker vor, dass er mit der scheidenden Bundesregierung zu sanft umgegangen wäre und es deswegen unter anderem im Kanzleramt kein hundertprozentig klares Bekenntnis zum NATO-Beitritt der Ukraine gibt, oder bestimmtes militärisches Equipment – Stichwort Taurus – nicht geliefert wurde.

Allerdings sollte man hier nicht vergessen, dass auch einem Botschafter Grenzen gesetzt sind. Er hat keine Entscheidungsgewalt. Wie soll er also etwa eine Taurus-Zusage zustande bringen, wenn selbst der Vizekanzler, die Außenministerin und der ehemalige Finanzminister daran gescheitert sind?

Meiner Einschätzung nach hat Oleksii Makeiev die ihm zur Verfügung stehenden Mittel ausgeschöpft, möglich gemacht, was möglich war und in den vergangenen mehr als zwei Jahren sein Land genauso wie sein Volk mehr als würdig vertreten.

Makeiev in a round table discussion during a visit to UkraineImage: Anton Shevelov
Oleksii Makeiev zusammen mit den deutschen und ukrainischen Verteidigungsministern, sowie hochrangigen Militärs während eines Besuchs in der Ukraine im Sommer 2024

Ich werde ihn immer als sehr respektvoll, sympathisch, aber bestimmt in seinem Auftreten in Erinnerung behalten. Kritisch, aber fair. Er ist jemand, den ich vermissen werde, auch wenn ich ihn nie persönlich getroffen habe. Aber vielleicht liegt das partiell auch an unserem gemeinsamen Faible für Tennis.

Selbstverständlich möchte ich die Gelegenheit nutzen und seinem Nachfolger Jewhen Kornijtschuk viel Erfolg und Glück wünschen. Er wird als neuer Botschafter mit einer neuen Bundesregierung zusammenarbeiten. Beide Parteien müssen und möchten sich beweisen, sodass dieser Umstand durchaus positive Impulse mit sich bringen könnte.

Auch wenn Oleksii Makeiev uns laut BILD noch bis Februar 2025 erhalten bleibt, möchte ich ihm bereits jetzt für seinen weiteren Weg alles Gute wünschen und beende meinen Kommentar mit einem wirklich ernst gemeinten »Auf Wiedersehen, Herr Makeiev«.

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