Hat Deutschland kürzlich weitere Schützenpanzer Marder 1A3 an die Ukraine geliefert?

Seit einigen Monaten werden Waffenlieferungen Deutschlands an die Ukraine größtenteils unter Verschluss gehalten, aber ein Facebook-Post des 33rd Assault Regiment deutet darauf hin, dass sie kürzlich neue Schützenpanzer aus Deutschland erhalten haben könnten.

5 Minuten Lesezeit
A Marder 1A3 IFV in service with the 33rd Assault Regiment
Ein Schützenpanzer Marder 1A3 im Einsatz beim 33rd Assault RegimentBild: 33rd Assault Regiment

Kurz nach Amtsantritt in diesem Jahr entschied sich die Bundesregierung dazu, in Zukunft kaum noch Auskunft über die militärische Unterstützung der Ukraine zu geben. Seitdem haben Journalisten große Schwierigkeiten, ihre Leser über die Unterstützung Deutschlands für die Ukraine mit militärischer Ausrüstung zu informieren.

Eine der inzwischen zuverlässigsten Quellen für diese Informationen ist niemand Geringeres als das ukrainische Militär, das weiterhin regelmäßig jene Informationen veröffentlicht, welche die Bundesregierung unter Verschluss zu halten versucht.

So lässt der jüngste Fall darauf schließen, dass das 33rd Assault Regiment kürzlich eine neue Lieferung von Schützenpanzern Marder 1A3 erhalten haben muss, welche nachweisbar bislang ausschließlich von Deutschland – teilweise mit Unterstützung von Dänemark – geliefert wurden.

Das gab das Regiment, welches neben dem Marder auch auf den M2 Bradley als Schützenpanzer setzt, am Samstag auf seiner Facebook-Seite bekannt.

Ein dort zu findender Beitrag enthält ein paar Bilder eines in Deutschland gebauten Schützenpanzers zusammen mit ukrainischen Soldaten und ist beschrieben mit dem Text, dass die „Waffenkalibrierung eines neuen Marder im Dienst des 33rd Assault Regiment erfolgreich abgeschlossen wurde“ und dass „das Fahrzeug für den Kampfeinsatz vorbereitet wird“.

Der Facebook-Beitrag, in dem der Test des Marders bekannt gegeben wurde
Der Facebook-Beitrag, in dem der Test des Marders bekannt gegeben wurde | Bild: 33rd Assault Regiment

Zwar besteht natürlich die Möglichkeit, dass das Fahrzeug genauso wie andere Fahrzeuge kürzlich von einer anderen Einheit – möglicherweise nach intensiver Instandsetzung oder Reparatur – an das 33rd Assault Regiment übertragen wurde, allerdings halte ich es zumindest für wahrscheinlicher, dass Deutschland neue Schützenpanzer an die Ukraine ausgeliefert hat, welche nun in den Dienst gestellt werden.

Offiziell hat Deutschland bis April 2025 140 Schützenpanzer Marder 1A3 an die Ukraine geliefert, während die Lieferungen teilweise von Dänemark finanziell unterstützt wurden.

Der Plan sah vor, bis zum Ende des ersten Halbjahres weitere 20 bis 25 Fahrzeuge an die ukrainische Armee zu liefern. Damit wären alle öffentlich bekannten Zusagen erfüllt. Doch bislang hat die Bundesregierung die wahrscheinlich vor Monaten durchgeführte Lieferung nicht bestätigt.

Unter der Voraussetzung, dass die Fahrzeuge wie öffentlich zugesagt schon vor Monaten geliefert wurden und es sich bei den soeben in Dienst gestellten Fahrzeugen tatsächlich nicht um Fahrzeuge handelt, welche von einer anderen Einheit transferiert wurden, dürfte die Bundesregierung in den zurückliegenden Monaten neue Verpflichtungen in unbekannter Höhe eingegangen sein.

Möglich, dass es sich hierbei um eine Zusage handelt, welche während des Deutschland-Besuchs des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj Ende Mai 2025 getätigt wurde. Als Teil eines 5 Milliarden Euro schweren Hilfspakets sagte die Bundesregierung damals weitere »Landwaffensysteme« zu, ohne in die Details zu gehen.

Das ist natürlich nur Spekulation, aber gleichwohl sehr wahrscheinlich. So würden in diesem Jahr ohne neue Zusagen sowohl sämtliche Lieferungen von Kampfpanzern als auch von Schützenpanzern aus Deutschland auf absehbare Zeit ein Ende finden.

Zumindest bei den Schützenpanzern wurde kürzlich bekannt, dass die Bundesregierung weiterhin keine Finanzierungszusage für den weitaus moderneren Schützenpanzer Lynx des Unternehmens Rheinmetall gegeben hat. Das gab Rheinmetall-Chef Armin Papperger in einem Interview mit loyal bekannt.

Gerade einmal fünf Fahrzeuge baut das Unternehmen aktuell in Deutschland für die Ukraine und die sind wahrscheinlich immer noch Teil der insgesamt zehn zugesagten Testfahrzeuge.

Demgegenüber steht eine dreistellige Anzahl von Schützenpanzern vom Typ Marder 1, die noch bei der Bundeswehr im Einsatz sind, aber nun schrittweise außer Dienst gestellt werden. Diese könnten von Rheinmetall instandgesetzt und dann an die Ukraine geliefert werden.

Ob und wann weitere Lieferungen folgen, hängt somit weniger von den industriellen Möglichkeiten als von politischen Entscheidungen in Berlin ab. Anhand des Beispiels des 33rd Assault Regiment wird aber deutlich, dass diese Entscheidungen möglicherweise bereits getroffen wurden und die Lieferungen längst im Geheimen laufen.


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