Nach einer längeren Planungs- und Bauphase möchte Deutschlands größtes Rüstungsunternehmen Rheinmetall im nächsten Jahr die Produktion von Artilleriemunition des Kalibers 155 Millimeter in einem eigenen Werk vor Ort in der Ukraine aufnehmen.
Ursprünglich geplant war eine finale Produktionskapazität von 150.000 Artilleriegranaten pro Jahr, bis CEO Armin Papperger vor wenigen Monaten in einem Interview mit dem Handelsblatt bekanntgab, dass man das im Bau befindliche Werk nochmals vergrößern und die Produktionskapazitäten »deutlich erhöhen« wird.
Details wurden bislang nicht öffentlich bekannt gegeben. Nun, etwa vier Monate nach dem Interview mit dem Handelsblatt scheint eine Aussage des Rüstungsmanagers etwas Licht ins Dunkel zu bringen.
Im Q2 2025 Conference Call, welcher am 7. August 2025 stattfand, gab Papperger auf Nachfrage bekannt, dass die ukrainischen Verantwortlichen die geplanten Produktionskapazitäten verdoppeln möchten.
Damit würde Rheinmetall nach einer gewissen Anlaufzeit, welche üblicherweise ein oder zwei Jahre andauert, in der Lage sein, final 300.000 Schuss 155mm-Munition pro Jahr in der Ukraine zu produzieren.
Hervorragende Nachrichten also für alle Beteiligten. Besonders bei der Versorgung der eigenen Armee mit 155mm-Geschossen war die ukrainische Regierung bislang fast ausschließlich auf Lieferungen der Partnernationen angewiesen. Je mehr vor Ort produziert werden kann, desto unabhängiger ist die Ukraine in Zukunft.
Die ukrainische Regierung scheint jedoch bislang nicht dazu in der Lage zu sein, von noch höheren Zahlen zu träumen. Laut Papperger sei dafür einfach kein Geld da.
Rheinmetall scheint noch ein weiteres Problem zu haben – die ukrainische Bürokratie! Mehrmals merkte Papperger in der Konferenz an, dass er unglücklich über die Geschwindigkeit ist, mit der das Projekt voranschreitet.
Seiner Meinung nach ist die ukrainische Bürokratie dafür verantwortlich. So spricht er davon, dass »die Bürokratie in der Ukraine leider sehr, sehr hoch ist« und gibt als Beispiel an, dass man mit dem Bau der neuen Werke in Unterlüß und in der Ukraine praktisch fast zur gleichen Zeit begonnen hat. In Deutschland sei man mittlerweile fertig, während man es in der Ukraine eben weiterhin nicht sei.
Dies ist allerdings nicht das erste Mal, dass Papperger auf die seiner Meinung nach zu hohen bürokratischen Hürden in der Ukraine hinweist. Zuvor merkte er dies beispielsweise zuletzt im Februar 2025 am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz in einem Interview mit DW an.
Unter der Gewährleistung von Anonymität bestätigte mir ein Vertreter eines anderen deutschen Rüstungsunternehmens auf Nachfrage, dass auch sie Probleme mit der Bürokratie in der Ukraine hätten. Er konnte aber nicht bestätigen, dass es in Deutschland einfacher sei, ein Werk zu eröffnen, wie Papperger im Februar klar gesagt und vor wenigen Tagen nochmals angedeutet hatte.
Dies könnte darauf hindeuten, dass zumindest ein Teil der Probleme von Rheinmetall selbst verschuldet ist. Genau wissen und bestätigen kann ich es allerdings nicht.
Auch deutet es nicht darauf hin, dass die Fertigstellung der Fabrik verzögert wird. Es ist daher davon auszugehen, dass die Produktion in der Ukraine wie ursprünglich angekündigt bereits im kommenden Jahr anlaufen kann.
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