Um dem immer größer werdenden Druck durch russische Angriffe, insbesondere mit Drohnen und Marschflugkörpern, entgegenzutreten, startete Deutschland im April vergangenen Jahres eine Initiative zur Stärkung der ukrainischen Luftverteidigung unter der Bezeichnung „Immediate Action on Air Defence“ (IAAD).
Belgien, Dänemark, Litauen, die Niederlande, Norwegen, Schweden und diverse andere Länder beteiligten sich in den folgenden Monaten entweder mit Rüstungsgütern oder mit finanzieller Unterstützung.
Innerhalb eines Jahres konnte so militärische Ausrüstung im Wert von etwa einer Milliarde Euro bereitgestellt werden. Darunter Luftraumüberwachungsradare, Lenkflugkörper, Luftverteidigungssysteme und mehr.
Genau ein Jahr nachdem die Initiative ins Leben gerufen wurde, gab Verteidigungsminister Boris Pistorius am 11. April bei einem Treffen der UDCG in Brüssel bekannt, dass man aktuell darüber nachdenke, eine neue IAAD-Initiative ins Leben zu rufen.
Gesagt, getan! Nur wenige Wochen später wurde bekannt gegeben, dass die Luftverteidigungsinitiative unter einem neuen Namen wiederbelebt werden soll. Aus „Immediate Action on Air Defence“ wird „Enduring Action on Air Defence“ (EAAD).
Obwohl sich die Bundesregierung diesbezüglich bislang in Schweigen hüllt, kann ich heute öffentlich machen, dass Norwegen das erste Land ist, welches sich nachweisbar an der EAAD-Initiative beteiligt.
So gab eine Sprecherin des norwegischen Verteidigungsministeriums mir gegenüber auf Anfrage bekannt, dass Norwegen nicht nur im vergangenen Jahr »erhebliche Mittel« für die IAAD-Initiative bereitgestellt hat, sondern auch in diesem Jahr für die EAAD-Initiative.
Beide Länder stehen in ständigem Dialog, um die weitere Zusammenarbeit zur Unterstützung der Ukraine zu prüfen, so die Sprecherin.
Während ich bereits im vergangenen Jahr melden konnte, dass Norwegen einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag bereitgestellt hat, um sowohl Lenkflugkörper für das Luftverteidigungssystem MIM-104 Patriot als auch eine IRIS-T SLM Feuereinheit teilweise zu finanzieren, wollte man mir dieses Mal nicht sagen, wie viel Geld die norwegische Regierung in die Hand nimmt und was damit finanziert werden soll.
Dennoch habe ich einen starken Verdacht. So gab das deutsche Verteidigungsministerium am 25. Juni in einer Pressemitteilung bezüglich des NATO-Gipfels sehr beiläufig bekannt, dass man der Ukraine zeitnah weitere Lenkflugkörper für MIM-104 Patriot aus Beständen der Bundeswehr liefern wird, während Norwegen dieses Vorhaben unterstützt.
Dieser Umstand wurde mir auch noch einmal vom norwegischen Verteidigungsministerium bestätigt.
Gerade angesichts der Tatsache, dass Norwegen zusammen mit Dänemark und den Niederlanden bereits im vergangenen Jahr im Rahmen der IAAD-Initiative beteiligt war, 100 Lenkflugkörper für das Luftverteidigungssystem MIM-104 Patriot aus Beständen der Bundeswehr teilweise zu finanzieren, ist es nicht schwer, hier einen Zusammenhang herzustellen.
Ich halte es daher für mehr als nur wahrscheinlich, dass Norwegen und Deutschland diese Lenkflugkörper im Rahmen der EAAD-Initiative liefern werden.
Zumindest was die von Norwegen finanzierten Lenkflugkörper betrifft, dürfte sich die Gesamtzahl maximal im mittleren zweistelligen Bereich bewegen.
Schließlich sollte man nicht vergessen, dass die Bundesregierung bereits 358 dieser Lenkflugkörper an die Ukraine geliefert und die Bestände der Bundeswehr damit sehr dezimiert hat.
Auch finanzierte Norwegen im Jahr 2024 nicht den aktuellen Wert der vielen Jahre alten Lenkflugkörper, sondern die Neubeschaffung. Bei Kosten von etwa 6 Millionen Euro für einen einzigen Lenkflugkörper (inklusive extra Dienste), dürfte es sich hier wohl kaum um eine dreistellige Anzahl handeln.
Mit absoluter Sicherheit kann ich es aber nicht sagen, da das norwegische Verteidigungsministerium sich aktuell nicht detaillierter äußern möchte und die Bundesregierung sich heutzutage bei fast jeder Gelegenheit auf die „strategische Ambiguität“ beruft, um nicht sagen zu müssen, wie viel man aktuell wirklich für die Ukraine tut.
Gleichwohl lässt sich eines klar sagen. Die von Deutschland und Norwegen gemeinsam durchgeführte Lieferung ist zweifelsohne von immenser Bedeutung, da die Munitionslieferungen der USA, die Nation, welche die Patriot-Feuereinheiten bislang am Laufen gehalten hat, gegenwärtig enden dürften.
Ohne die Zusage, dass die Ukraine künftig auf eigene Kosten Munition in den USA einkaufen darf, geht man aktuell einer sehr ungewissen Zukunft entgegen. Jede noch so kleine Munitionslieferung von Unterstützern der Ukraine wird daher in besonderem Maße geschätzt.
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