Erste leichte Luftlandefahrzeuge Caracal offiziell in der Ukraine eingetroffen

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Ein leichtes Luftlandefahrzeug Caracal bei einer Vorführung von RheinmetallBild: Rheinmetall

Gestern hat die Bundesregierung die neuesten Lieferungen von militärischem Gerät an die Ukraine bekannt gegeben, mit denen sie das Land in seinem Kampf gegen die russische Aggression unterstützt.

Die umfangreiche Liste, welche die Lieferungen der letzten rund fünf Wochen umfasst, weist nicht nur besonders umfangreiche Lieferungen verschiedener Drohnensysteme an die ukrainischen Streitkräfte aus, sondern enthält erstmals auch acht leichte Luftlandefahrzeuge vom Typ Caracal.

Doch was der Caracal eigentlich ist, wo er höchstwahrscheinlich in den Streitkräften der Ukraine zum Einsatz kommen wird und warum mich die Ankündigung der Auslieferung gleichzeitig nicht überrascht und doch überrumpelt hat, ist Thema dieses Artikels.

Das leichte Luftlandefahrzeug Caracal

Das leichte Luftlandefahrzeug Caracal wurde im Rahmen einer Kooperation zwischen Rheinmetall, Mercedes-Benz und ACS entwickelt.

Er basiert auf dem Fahrgestell der neuesten Generation der Mercedes-Benz G-Klasse (Baureihe 464) und ist in verschiedenen Varianten sowohl als 4×4 als auch als 6×6-Plattform erhältlich.

Ein leichtes Luftlandefahrzeug Caracal fährt bei einer Vorführung von Rheinmetall im Winter einen Berg hinauf
Ein leichtes Luftlandefahrzeug Caracal fährt bei einer Demonstration von Rheinmetall im Winter einen Berg hinauf | Bild: Rheinmetall

Der Caracal wurde speziell für die Anforderungen von luftbeweglichen Verbänden und Spezialkräften (SOF) entwickelt und überzeugt in seiner Rolle so sehr, dass Rheinmetall vor über einem Jahr einen Großauftrag der deutschen und niederländischen Streitkräfte an Land ziehen konnte.

Der im Juli 2023 unterzeichnete Rahmenvertrag umfasst die Lieferung von bis zu 3.058 Fahrzeugen im Wert von rund 1,9 Milliarden Euro. In einem ersten Auftrag wurden 1.508 Fahrzeuge – 1.004 für die Bundeswehr und 504 für die Koninklijke Landmacht – im Wert von rund 870 Millionen Euro abgerufen.

Mit einer Länge von 4,735 Metern, einer Breite von 1,81 Metern und einer Höhe von 1,85 Metern ist der Caracal eines der kompaktesten Fahrzeuge seiner Art und kann dank seines geringen Gewichts von weniger als drei Tonnen problemlos in verschiedenen schweren Transporthubschraubern und Flugzeugen transportiert werden.

Dank des leistungsstarken 6-Zylinder-Euro3-Dieselmotors von Mercedes-Benz und eines Allradantriebs ist das Fahrzeug sehr geländegängig und kann sogar eine Steigung von bis zu 60 % überwinden.

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass verschiedene Standard-Infanteriewaffen und Panzerabwehrwaffen montiert werden können und ein optionaler ballistischer und Minenschutz (Level 1 STANAG 4569) in den Türen und dem Fahrzeugboden nachgerüstet werden kann, um die Sicherheit der Besatzung zu erhöhen.

Demonstration der Fähigkeit zur Montage verschiedener Waffen auf einem leichten Luftlandefahrzeug Caracal
Demonstration der Fähigkeit, verschiedene Waffen auf einem leichten Luftlandefahrzeug Caracal zu montieren | Bild: Rheinmetall

Die Überraschung, die eigentlich keine ist

Wie kann eine Lieferung keine Überraschung sein und mich trotzdem überraschen? Eine interessante Frage, die leicht zu beantworten ist.

Die Lieferungen wurden vom Hersteller Rheinmetall mehrfach angekündigt, aber aus mir unbekannten Gründen von der Bundesregierung nie in ihre offizielle Liste der Militärhilfe aufgenommen.

Ich dachte einfach, dass sie nie von der deutschen Regierung öffentlich erwähnt werden.

Vor über einem Jahr hatte Rheinmetall in einer Pressemitteilung zur Lieferung weiterer Leopard 1 Panzer angekündigt, Caracals an die Ukraine zu liefern.

Fünf von der Bundesregierung finanzierte Fahrzeuge sollten zwischen Ende 2023 und Anfang 2024 ausgeliefert werden. Auf meine Anfrage hin bestätigte ein Unternehmenssprecher diese Information noch einmal.

Diese Fahrzeuge sind höchstwahrscheinlich Teil eines 20-Millionen-Euro-Unterstützungspakets für die ukrainischen Streitkräfte, das vom deutschen Verteidigungsministerium nur einen Monat zuvor im Oktober 2023 angekündigt wurde.

Das Paket umfasste nicht nur Waffen und persönliche Ausrüstung, sondern auch Fahrzeuge. Neben den leichten Caracal-Luftlandefahrzeugen umfassten die Lieferungen höchstwahrscheinlich auch bis zu 50 E-Bike EMUs.

Dies berichtete das deutsche Verteidigungsmagazin cpm Defence Network unter Berufung auf „gut informierte Kreise“ nur einen Tag nach der Ankündigung des deutschen Verteidigungsministeriums.

Mehrere E-Bike EMUs mit ukrainischen Spezialkräften auf einer Anhöhe
Mehrere E-Bike EMUs mit ukrainischen Spezialkräften auf einer Anhöhe | Bild: Special Operations Centre East

Tatsächlich veröffentlichte das ukrainische Special Operations Centre East einige Monate später Bilder von diesen E-Bikes im Einsatz bei ukrainischen Spezialkräften, was für mich die Berichterstattung weitgehend bestätigt.

Während Rheinmetall die Auslieferung der ersten Charge trotz Nachfragen meinerseits nie bestätigen wollte, kündigte der deutsche Rüstungskonzern Ende Februar 2024 auf der Rüstungsmesse Enforce Tac die Lieferung von weiteren 20 leichten Luftlandefahrzeugen Caracal im Auftrag der Bundesregierung an.

Damit steigt die Zahl der zugesagten Fahrzeuge auf insgesamt 25. Bereits im Februar hatte Rheinmetall mitgeteilt, dass die Auslieferung der 20 neu zugesagten Fahrzeuge in den „nächsten Monaten“ erfolgen soll.

Wenn man bedenkt, dass die Auslieferung von insgesamt acht Fahrzeugen jetzt zum ersten Mal öffentlich gemacht wurde, scheint es etwa acht Monate gedauert zu haben, bis die ersten Fahrzeuge aus dem zweiten Vertrag ausgeliefert wurden.

Interessanterweise wurden jedoch im Voraus weder die fünf Fahrzeuge aus der ersten Zusage noch die zwölf noch ausstehenden Fahrzeuge aus der zweiten Zusage in die von der deutschen Regierung geführte offizielle Liste aufgenommen.

Dies hat jedoch weniger damit zu tun, dass diese Lieferungen oder Zusagen nicht existieren, sondern vielmehr damit, dass die Liste tatsächlich relativ schlecht gepflegt wird und sich regelmäßig neue Fehler einschleichen.

Am Ende bleibt nur eines zu sagen. Dank der offiziellen Ankündigung ist es nun sehr viel wahrscheinlicher, dass ein oder zwei Bilder oder Videos von ukrainischen Spezialkräften im Einsatz zusammen mit einem Caracal ihren Weg ins Internet finden und uns mehr Einblicke in ihren Einsatz und ihre Leistung geben.


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